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Stomaversorgung − Wie wähle ich die Richtige?

Stomaversorgung - Was ist das?

Stomaversorgung bedeutet, den künstlich geschaffenen Darm- oder Blasenausgang sicher und diskret zu verschließen und Ausscheidungen so lange wie nötig zu speichern.

Je nach Stomaanlage wird der Patient entweder nur temporär oder permanent mit Stomaprodukten versorgt. In jedem Fall kommt darauf an, eine auf den Patienten individuell abgestimmte, zuverlässige Versorgung zu erreichen, auf die er sich in jeder Lebenslage verlassen kann.

Hierfür bietet der deutsche Markt eine sehr große Auswahl an modernen Stomaprodukten, die ständig durch Innovationen erweitert wird. So gibt es heute auch für unterschiedlichste Situationen und Bedürfnisse optimale Lösungen. Die Hilfsmittel der Stomaversorgung werden in der Regel vom zuständigen Arzt in der erforderlichen Menge verordnet. Ausschlaggebend für die Auswahl der Produkte ist für die Hilfsmittelversorger der aktuell gültige medizinische Standard und die Angaben des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen.

Für den Anwender sind im Rahmen der Stomaversorgung vor allem zwei Dinge entscheidend:

Stomaversorgung bedeutet nicht nur die Bereitstellung von Produkten durch die Hersteller, sondern auch die daran anschließende kompetente, ganzheitliche Beratung durch geschulte medizinische Fachkräfte, die Aufklärung der Betroffenen und die Prävention von Komplikationen rund um den künstlichen Darmausgang oder der künstlichen Harnableitung (Urostoma) sowie die Betreuung durch Stomatherapeuten. Wer sich physisch und psychisch dazu in der Lage fühlt, kann nach einer intensiven Stomaberatung seine Versorgung zuhause selbst wechseln und seine eigene Routine in der Durchführung entwickeln. Ziel ist es, durch Anleitung zur selbstständigen Anwendung der Versorgungsprodukte den Patienten ein nach wie vor selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Eine Sonderform der Stomaversorgung ist die Irrigation (Darmspülung). Auch hierfür stehen dem Anwender die entsprechenden Hilfsmittel zur Verfügung, die nach einer fachkundigen Beratung selbstständig verwendet werden dürfen.

Bei der Stomaversorgung bei Kindern richten sich die Beratungsintervalle maßgeblich nach den Entwicklungsstufen und Wachstumsschüben.

Personen mit Pflegegrad können Unterstützung von Homecare-Anbietern, vom Pflegedienst oder von pflegenden Angehörigen erhalten.

Welche Stomaversorgungssysteme gibt es?

Man unterscheidet die Versorgungssysteme nach den folgenden Merkmalen:

Einteilige oder zweiteilige Stomabeutel?

Beim einteiligen System bilden Beutel und Haftfläche eine fest verbundene Einheit. Der Vorteil dabei ist, dass die Beutel flexibel sind und nicht auftragen. Jedoch müssen einteilige geschlossene Systeme jedes Mal komplett gewechselt werden. Dies kann bei häufigem Wechsel zu Hautreizungen führen. Ein weiterer Nachteil – auch im Hinblick auf den Umweltschutz – ist der dadurch bedingte hohe Materialverbrauch.

Beim zweiteiligen System liegen Haftfläche und Beutel separat vor. Beide Bestandteile werden entweder mit einem Rastring mittels eines Druckknopfsystems oder mit klebendem Material miteinander verbunden. Beim Zweiteiler können geschlossene oder Ausstreifbeutel verwendet werden. Ein Vorteil ist in der längeren Nutzungsdauer der Basisplatte unabhängig vom Beutelwechsel zu sehen. Somit wird die Haut geschont, insbesondere beim häufigen Wechsel geschlossener Systeme. Allerdings ist zu bedenken, dass der Rastring mehr aufträgt, gerade bei körperbetonter Kleidung. Außerdem ist die Trägerplatte in Verbindung mit der Haftfläche nicht so flexibel wie beim einteiligen System.

Die Entscheidung für das eine oder andere System obliegt dem Anwender je nach persönlicher Präferenz, sofern sie nicht durch die Stomaart vorgegeben wird.

Art der Haftfläche: flach, konvex oder konkav?

Bei einem ebenmäßigen oder nur leicht verformten Hautareal rund um das Stoma genügt eine flache Haftfläche, ergänzt durch Abdichtpaste oder modellierbares Hautschutzmaterial.

Ist der Bauch im Stomaumfeld durch Narben, Vertiefungen oder Eindellungen konkav geformt und liegt das Stoma unter Hautniveau, wird eine konvexe Haftfläche verwendet, die durch Andruck eine höhere Dichtigkeit bietet. Haftflächen werden in unterschiedlichen Konvexitätsgraden angeboten, sowohl als einteiliges als auch als zweiteiliges System. Bei stark konvexen Haftflächen ist jedoch äußerste Vorsicht geboten, denn wird ein zu starker Druck auf den parastomalen Bereich ausgeübt, kann es zu Durchblutungsstörungen und somit zu Nekrosen kommen. Aus diesem Grund sollte vor der Nutzung eine fachliche Beratung erfolgen.

Ist der Bauch durch stärkeres Übergewicht oder durch eine parastomale Hernie (Stomabruch) konvex geformt bzw. das Stoma nach außen gewölbt, schafft eine konkave Form Abhilfe.

SenSura Mio einteilig mit geschlossenem Beutel BG
Einteiliger Kolostomiebeutel der Marke SenSura Mio (Hersteller Coloplast)
Conform 2 Ausstreifbeutel
Zweiteiliger Ausstreifbeutel (Ileostomiebeutel) der Marke Conform 2 (Hersteller Hollister)
Esteem Urostomiebeutel
Einteiliger Urostomiebeutel der Marke Esteem (Hersteller ConvaTec)
BAO Free 2 flache Basisplatte
Flache Basisplatte der Marke BAO Free 2 für zweiteiliges Versorgungssystem (Hersteller GhM)
SenSura Mio konkave Basisplatte
Konkave Basisplatte der Marke SenSura Mio für zweiteiliges Versorgungssystem (Hersteller Coloplast)
Softima 3S Basisplatte konvex
Konvexe Basisplatte der Marke Softima 3S für zweiteilige Stomaversorgung (Hersteller BBraun)

Material der Haftfläche?

In der modernen Stomaversorgung werden heutzutage weitestgehend Haftflächen aus durchgehendem Hautschutzmaterial verwendet. Sie besitzen Feuchtigkeit aufnehmende Eigenschaften und bestehen aus hautfreundlichen Gelier- und Verdickungsmitteln wie Gelatine, Pektin und Carboxymethylcellulose. Die Hersteller haben je nach Bedürfnis der Betroffenen eine breite Produktpalette im Angebot, die in der Ausprägung der folgenden Attribute variiert und Einfluss auf die Dauer der Tragezeit hat: die allgemeine Verträglichkeit, der Grad der Haftung (erwünscht ist eine gute Haftung zu Beginn und eine leichte Abziehbarkeit), die Aufnahmefähigkeit von Flüssigkeit und die Widerstandsfähigkeit gegen Feuchtigkeit, was vor allem bei flüssigem Stuhl wichtig ist. Derartige Hautschutzflächen dürfen auch auf entzündete und dadurch leicht nässende Haut geklebt werden, ohne dass der Heilungsprozess gestört wird.

Klebeflächen aus reinem Zinkoxid und Polyacrylat finden in der heutigen Stomaversorgung hingegen kaum noch Anwendung. Auch die Verwendung von Haftflächen mit einem mikroporösen Pflaster, welches einen Hautschutzring umgibt, ist seltener geworden, obwohl sie sich durch eine hohe Anpassungsfähigkeit an die Haut auszeichnen und auch im Wasser besser halten als Flächen aus durchgehendem Hautschutzmaterial. Diese lassen sich aber auch zusätzlich mit einem Pflaster fixieren.

Geschlossen oder offen?

Geschlossene Stomabeutel gibt es in der einteiligen oder zweiteiligen Variante und werden hauptsächlich von Colostomaträgern verwendet. Sie bieten sich besonders dann an, wenn der Stuhl eher fest ist und man nicht mehr als drei Stück pro Tag benötigt. Für die Verwendung von geschlossenen Beuteln sollte man genügend Zeit für den Wechsel einplanen.

Offene Stomabeutel gibt es in Form von Ausstreifbeuteln, welche vor allem bei dünnflüssigem Stuhl (Ileostomie) getragen werden. Da das Ende des Beutels offen ist, kann der Inhalt zu jeder Zeit schnell geleert werden, ohne die Versorgung abnehmen zu müssen. Nach dem Entleeren wird der Beutel am Auslass mit dem integrierten Verschluss wieder verschlossen. Früher gab es vorherrschend Verschlüsse, die mit einer separaten Klammer zu schließen waren, doch heutzutage ist der Verschluss größtenteils integriert, sodass die Bedienung dieses Systems für den Anwender angenehmer ist.

Offene Beutel sind nicht ausschließlich für Ileostomaträger geeignet. Für Colostomaträger ist es sinnvoll, ein paar dieser Beutel auf Vorrat zu haben, falls es mal zu einer Durchfallerkrankung kommt.

Neben den offenen und geschlossenen Stomabeuteln gibt es noch die sog. Post-OP-Beutel, die unmittelbar nach der Stoma-OP zum Einsatz kommen. Sie haben ein großes Fassungsvermögen, sind meist durchsichtig und haben einen variablen Auslass. Zudem haben sie eine größere ausschneidbare Haftfläche, weshalb sie für Patienten mit einem großen, nicht runden Stoma in seltenen Fällen für eine dauerhafte Nutzung infrage kommen.

Ausschneidbare oder vorgestanzte Lochöffnung?

Fakt ist: Jedes Stoma hat seine ganz individuelle Form. Ob rund, klein, oval, groß – die Stomaversorgung wird an jede Form angepasst. Es ist von äußerster Wichtigkeit, dass die parastomale Haut komplett abgedeckt sein muss, um Hautirritationen zu vermeiden. Die Öffnung der Haftfläche des Stomabeutels bzw. der Basisplatte kann entweder nach Bedarf zurechtgeschnitten werden, oder es wird eine vorgestanzte Lochöffnung verwendet (z.B. bei konvexen Haftflächen.

Weitere Merkmale:

Darüber hinaus gibt es drei weitere Merkmale, durch die sich die Versorgungssysteme kennzeichnen und die in ihrer Ausprägung variieren:

a) Filter: Heutzutage weisen so gut wie fast alle Stomabeutel und Stomakappen einen integrierten Filter in Form eines Aktivkohlekissens auf. Durch diesen werden die Darmgase nicht länger zurückgehalten, sondern können geruchsneutral entweichen, so dass sich der Beutel nicht aufbläht. Es gibt die verschiedensten Filtertypen auf dem Markt, die unterschiedliche Kriterien hervorheben, wie z.B. die Widerstandsfähigkeit gegen Feuchtigkeit oder das Passiervolumen. Die Wirkungsdauer eines jeden Filters ist jedoch begrenzt. Je nach Art und Weise der Ernährung und austretender Gasmenge ist der Filter früher oder später erschöpft. Auch wenn der Filter verstopft oder durchnässt ist oder Gerüche austreten, wird es Zeit für einen Filter- oder Beutelwechsel.

b) Vlies: Die meisten Stomabeutel sind mit einem hautfarbenen Vlies überzogen. Dabei gibt es zwei Varianten: ein beidseitiger oder nur einseitiger Vliesüberzug. Verwender eines einteiligen Systems bevorzugen meist einen einseitigen Überzug, damit die Sicht auf den Füllstand weiterhin gegeben ist. Inzwischen ist die beidseitige Variante aus diesem Grund mit einer kleinen Öffnung an der Vorderseite des Vliesstoffes versehen. Eine Alternative besteht darin, einen durchsichtigen Beutel zu wählen.
Das Vlies bietet den entscheidenden Vorteil, dass sich der Beutel angenehmer auf der Haut tragen lässt und sich haptisch besser anfühlt. Ein Nachteil des Vliesstoffes ist hingegen, dass er lange zum Trocknen braucht.

c) Volumen: Stomabeutel gibt es in den verschiedensten Größen. Je größer der Beutel und das Fassungsvermögen, desto schwerer kann er allerdings auch werden. Deshalb sollen die Beutel nicht ganz gefüllt werden, zumal das Gewicht an der Haftfläche zieht und der Beutel durch die Kleidung hindurch sichtbar werden könnte. Vorteilhaft sind große Beutel für diejenigen, die entweder viele Entleerungen pro Tag oder wenig Wechselmöglichkeiten haben.
Midi- oder Minibeutel müssen öfter entleert oder gewechselt werden – dafür bieten sie einen angenehmeren Tragekomfort, insbesondere für kleinere, zierlichere Menschen. Für Babys und Kinder gibt es eigens hergestellte Stomaprodukte.
Es muss nicht zwangsweise kontinuierlich ein Beutel benutzt werden, denn es gibt auch Stomakappen oder Stomastöpsel (z.B. für nach der Irrigation). Während des Tragens kann zwar keine Stuhlentleerung stattfinden, jedoch können die Gase entweichen.

Wie wird ein Stoma versorgt?

Kurzüberblick Stomabeutel

Mit Milou, PROLIFE Stomatherapeutin

  • Welche Stomabeutel gibt es am Markt?
  • Wo sind die Unterschiede?
  • Was sind Vor- und Nachteile?

Welche Hilfsmittel sind sinnvoll?

Heute gibt es eine beinahe unüberschaubare Menge an zusätzlichen Hilfsmitteln zur Stomaversorgung, die den Anwendern je nach Stomaart und -form den Umgang mit ihrem Stoma erleichtern:

  • Abdichtpasten (Anwendung bei parastomalen Falten und Unebenheiten)
  • Adhäsivpulver (zum Schutz vor Feuchtigkeit)
  • Andruckplatten (auch thermisch; vor allem für die Irrigation)
  • Bademode und Wäsche für Stomaträger
  • Bandagen
  • Beutelüberzüge (z.B. als Abdeckung für durchsichtige Beutel)
  • Einlegeringe für Basisplatten
  • Entsorgungsbeutel (für den Restmüll)
  • Filter (geruchsneutralisierend; gibt es auch separat)
  • Flüssigkeitsbindende Tabletten (für den Stomabeutel)
  • Geruchsbanner (z.B. Öle und Sprays zur Geruchsneutralisierung)
  • Gürtel und Halteringe (zur Stabilisierung des Stomas)
  • Haftspray (für Andruckplatten)
  • Hautschutzmittel
  • Irrigationsset (zur Darmspülung)
  • Kappen (zur Abdeckung des Stomas, z.B. nach der Irrigation)
  • Kompressen
  • Mobiler Geruchsabsauger (zur Geruchsneutralisierung des Beutels)
  • Pflaster-, Fixierstreifen
  • Pflasterentferner
  • Reinigungstücher und -lotionen
  • Stomaabdeckung (zur Geräuschdämpfung)
  • Ventil (zum Entlüften des Beutels oder zum Ausspülen des Ausstreifbeutels)
Adapt Haftspray
Medizinischer Haftspray der Marke Adapt (Hersteller Hollister)
ZenSetiv Hydrokolloid-Paste
Hydrokolloide Hautschutzpaste der Marke ZenSetiv (Hersteller OxMed)
Brava Hydrokolloidpuder
Hautschutzpuder der Marke Brava (Hersteller Coloplast)
Adapt CeraRing Hautschutzring
Hautschutzringe der Marke Adapt CeraRing (Hersteller Hollister)
Cavilon reizfreier Hautschutz Abb. 2
Reizfreie Hautschutztücher der Marke Cavilon (Hersteller Fresenius Kabi)
Cutimed Protect Hautschutzcreme
Hautschutzcreme der Marke Cutimed Protect (Hersteller BSN medical)
Brava Pflasterentferner Abb. 1
Pflasterenfterner der Marke Brava (Hersteller Coloplast)
Stoma Care Belt
Stomagürtel der Marke Stoma Care Belt (Hersteller BBraun)

Worauf kommt es bei der Stomaversorgung an?

Sichere Haftung und Leckage-Schutz:

Die Stomaversorgung muss die Haut wirkungsvoll vor den Ausscheidungen aus dem Stoma isolieren. Gelangen Ausscheidungen aus dem Stoma an die Haut, weil sie z.B. die Haftfläche des Stomabeutels unterwandern, kann dies nicht nur Gerüche verursachen und die Haftfläche ablösen, sondern vor allem zu schmerzhaften Hautentzündungen führen.
Um dies zu verhindern, ist eine sicher haftende Hautschutzplatte immens wichtig. Die Öffnung der Hautschutzplatte sollte exakt auf Größe und Form des Stomas anpassbar sein, Feuchtigkeit aufnehmen (sog. hydrokolloide Hautschutzplatte) und sich individuell an die Hautumgebung anpassen können.
Hautunebenheiten (Hautfalten, Hernien, Narben) in der Stomaumgebung können ein Hindernis für die sichere Haftung darstellen. Daher sollte bereits vor der Operation bei der Stomamarkierung eine – auch bei Bewegungen – möglichst ebene Stelle für das Stoma ausgesucht werden.
Bei etwa 75 bis 80 % aller Stomaträger kommt es beizeiten trotzdem zu Leckagen. Die Ursachen hierfür sind vielfältig: Leckagen können durch Ernährungsfehler, Medikamente, die falsche Anbringung der Versorgung, Gewichtszunahme, eine zu lange Tragezeit, Probleme bei der Ausscheidung usw. entstehen. Zur Behandlung von Leckagen stehen den Betroffenen diverse Produkte zur zusätzlichen Abdichtung zur Verfügung, beispielsweise modellierbare Hautschutzringe, Stomapaste oder Stomapuder, wobei Letzteres nur bei nässender Haut aufgetragen werden darf.
Bei einem High-Output-Stoma, bei dem mehr als 1,5 Liter Fördermenge pro Tag das Stoma passiert, kommt es besonders häufig zu Hautirritationen. In extremen Fällen wird, wenn nichts anderes mehr hilft, mit Opium behandelt.

Hautschutz, Stomapflege und -reinigung:

Durch das ständige Aufkleben und Ablösen der Hautschutzplatte wird die Haut rund um das Stoma stark beansprucht. Eines der Hauptziele bei der Stomaversorgung ist daher, die parastomale Haut gesund zu erhalten. Voraussetzung hierfür ist, dass keine Ausscheidungen an die Haut gelangen.
Zur Pflege und Reinigung der Stomaumgebung sollte am besten warmes Wasser und eine pH-neutrale Seife verwendet werden. Zum Waschen und Abtrocknen eignen sich vor allem weiche und saugfähige Materialien zur einmaligen Verwendung, z. B. Kompressen, Mull oder dergleichen.
Beim Versorgungswechsel sollten Stoffe und Mittel vermieden werden, die die Haut reizen, austrocknen und die Haftung des Beutelsystems verringert, dazu zählen Waschlappen und Schwämme (diese bieten einen Nährboden für Mikroorganismen), Zellstoff, Benzin, Aceton, Desinfektionsmittel, fettende Salben und Cremes und gerbende Tinkturen.
Darüber hinaus können auch Beutel, Hautschutzplatte oder Pasten und Salben in seltenen Fällen zu allergischen Hautreaktionen führen. Hier gilt es dann, Produkte mit abweichenden Eigenschaften zu testen, die von Ihrer Haut gut vertragen werden. Auch auf Enthaarungscremes und die Verwendung von Rasiermessern sollte aufgrund von Verletzungsgefahr der Schleimhaut verzichtet werden.

Geruchsdichtigkeit:

Mit Stomabeuteln werden häufig unangenehme Gerüche assoziiert, wobei sich in ihnen heutzutage eine Folienbeschichtung mit Geruchsbarriere befindet, so dass es lediglich beim Wechsel und bei der Entleerung zu austretenden Gerüchen kommt.
Für eine geruchsdichte Versorgung sind die in den Stomabeuteln integrierten (Aktivkohle-)Filter wichtig. Diese ermöglichen das Entweichen von Darmgasen und neutralisieren dabei die Gerüche. So wird eine Aufblähung des Stomabeutels verhindert. Allerdings lässt die Wirkung der Filter bei zunehmender Tragedauer nach, so dass es bei längerer Nutzung zu einer Geruchsentwicklung kommen kann. An dieser Stelle sollte der Beutel entweder gewechselt oder der Filter mit einem Klebestreifen abgedeckt werden.
Auf dem deutschen Markt gibt es eine Vielzahl an verschiedenen Modellen, die sich hinsichtlich der Filtereigenschaften (Nutzungsdauer, Robustheit gegen Feuchtigkeit, Durchflussgeschwindigkeit der Darmgase) unterscheiden.
Des Weiteren gibt es zusätzlich erhältliche Geruchsbanner als Gel oder Kapseln, Aromaöle und -sprays, mit denen man die Geruchsentwicklung im Beutelinnern eindämmen kann. Wer einen Ausstreifbeutel trägt, der sollte am besten die Tropfenform verwenden. Es empfiehlt sich, den Beutel von außen gründlich durchzukneten, damit sich die Aromen im Beutelinnern gut verteilen. Eine Anwendung hält in etwa drei Tage vor. Sprays werden bevorzugt bei einteiligen Systemen angewendet. Colostomaträger können einem verstopften Beuteleingang entgegenwirken, indem sie von außen mit dem Finger um ihr Stoma kreisen, um die ätherischen Öle in dieser Region zu verteilen.

Einfache Nutzbarkeit:

Je besser die Stomaversorgung auf die persönliche Situation abgestimmt ist, umso höher die Lebensqualität. Es spielt eine wichtige Rolle, ob der Patient

  • mobil ist oder die Versorgung im Bett stattfindet.

  • den Beutelwechsel zu Hause mit ausreichend Zeit und Platz durchführen kann oder ob dies häufig unterwegs geschieht.

  • körperlich aktiv ist und z.B. gerne Sport treibt.

  • körperliche Einschränkungen (z.B. Behinderung, Handmotorik, Sehschwäche) hat und eine sehr einfache Stomaversorgung benötigt wird.

  • großen Wert auf Unauffälligkeit und ästhetisches Aussehen legt.

Rein aus diesen Punkten ergibt sich, dass eine Auswahl der passenden Stomaversorgung unbedingt mit dem Anwender gemeinsam erfolgen sollte – im Rahmen einer kompetenten Beratung, die auf die Bedürfnisse und Situation des Stomaträgers eingeht.

Kostenfreie Beratung:

Auf dem deutschen Markt gibt es eine Vielzahl an Modellen der Stomaversorgung, die sich bei Hautschutzmaterial und -fläche, Gasfilter, Beutelgröße, -form und -farbe, Verschlussmechanismus bei Zweiteilern, uvm. unterscheiden.
Wichtig ist, dass Sie eine Stomaversorgung finden, die 100% zu Ihnen passt.
Gerne beraten wir Sie kostenfrei, welche Varianten sich in Ihrer Situation am besten eignen. Für weitere Informationen nehmen Sie gerne Kontakt zu unserem Beraterteam auf.

Experten in Ihrer Nähe finden:

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Wie oft sollte man die Stomaversorgung wechseln?

Grundsätzlich gilt es, die Versorgung zu wechseln, sobald …

… der Beutel maximal bis zur Hälfte gefüllt ist und keine Möglichkeit der Entleerung besteht.
… sich der Beutel aufgrund von Gasbildung aufbläht.
… der Aktivkohlefilter erschöpft ist.
… die Versorgung undicht wird.
… es zu einem unangenehmen Gefühl unter der Hautschutzplatte kommt.
… sich die Hautschutzplatte von der Haut löst.

Welche Stomaversorgung benötigt man bei einem Prolaps?

Wenn sich der Darm durch den künstlichen Ausgang nach außen schiebt und der Vorfall nicht allzu groß ist, so dass ein operativer Eingriff vermieden werden kann, können zur Stabilisierung spezielle Prolapskappen oder Bandagen getragen werden. Bei einem Stomaprolaps sollte auf eine konvexe Versorgung verzichtet werden, da es sonst zu einer Nekrose kommen kann. Zudem werden Stomabeutel mit großem Volumen empfohlen. Noch ein kleiner Tipp: Schneidet man den Hautschutz sternförmig ein, ist er flexibler.

Wie werden die Materialien zur Stomaversorgung entsorgt?

Gebrauchte, volle Stomabeutel sollten vor ihrer Entsorgung in der Toilette grob entleert werden. Die Entsorgung der Stomaversorgung samt weiterer Hilfsmittel erfolgt über den Restmüll. Die Stomaartikel dürfen nicht die Toilette hinuntergespült werden.
In der heutigen Zeit wird das Thema Umweltschutz immer präsenter, und viele Anwender von Stomaartikeln suchen nach umweltschonenden Alternativen in der Stomaversorgung. Der Colostomiebeutel „Flair Active Xtra“ von Welland, vertrieben durch WeGimed, wurde speziell als Wegspülbeutel konzipiert (ausgenommen sind Toiletten mit Hebeanlage oder Abwasserpumpe). Er besteht aus einem Innen- und einem Außenbeutel. Nach der Verwendung wird der Außenbeutel zwar weiterhin im Restmüll entsorgt, der Innenbeutel darf jedoch die Toilette hinuntergespült werden, da dieser biologisch abbaubar ist.
Derzeit gibt es (noch) keine komplett abbaubare Stomaversorgung. Deswegen sollte leider nach wie vor der Grundsatz gelten: Die eigene, bestmögliche Versorgung hat Vorrang vor der Entsorgung.

Wer zahlt die Stomaversorgung?

Die Grundstomaversorgung wird von der Krankenkasse finanziert. Laut § 33 Abs. 1 SGB V haben Versicherte einen Anspruch auf Versorgung mit Hilfsmitteln, „die im Einzelfall erforderlich sind, um den Erfolg der Krankenbehandlung zu sichern, einer drohenden Behinderung vorzubeugen oder eine Behinderung auszugleichen, soweit die Hilfsmittel nicht als allgemeine Gebrauchsgegenstände des täglichen Lebens anzusehen […] sind.“ Dazu zählen Stomabeutel und Basisplatten. Überdies besteht neben der Bereitstellung der Hilfsmittel ein Anspruch auf Änderung, Instandsetzung und Ersatzbeschaffung von Hilfsmitteln „sowie die Ausbildung in ihrem Gebrauch […] und technische Kontrollen.“ Die Mittel zur Stomaversorgung werden vom behandelnden Arzt je nach Krankenkasse entweder monatlich, vierteljährlich oder halbjährlich auf Kassenrezept verordnet. Das jeweils zwischengeschaltete Unternehmen, welches mit der Stomaversorgung beauftragt wird – Homecare-Unternehmen, Sanitätshäuser oder eine Apotheke – erhält eine festgelegte Summe, die die Grundversorgung abdeckt.
Alles, was über eine notwendige Versorgung hinausgeht, beispielsweise sekundäre Hilfsmittel wie Pflasterentferner, wird nicht von der Krankenkasse übernommen.
Die Finanzierung der Stomaversorgung durch die Krankenkassen ist jedoch auch in ihren Mengen begrenzt. So stehen dem Patienten laut der Richtwerte des MDS (= Medizinischer Dienst des Spitzenverbandes Bund der Krankenkassen) je nach Stomaart monatlich folgende Mengen zur Verfügung:

Stomaart einteilig zweiteilig
Colostomie 60-90 Einheiten 10 Basisplatten + 60-90 Beutel
Ileostomie 30 Einheiten 10 Basisplatten + 30 Beutel
Urostomie 30 Einheiten 10 Basisplatten + 10 Beutel

Wenn der Patient noch mehr als diese Grundmenge benötigt, muss dies der Krankenkasse fundiert durch eine Diagnose begründet werden, entweder durch den behandelnden Arzt oder den Stomatherapeuten.
Die Zuzahlung bei nicht genehmigten Hilfsmitteln beträgt 10% des Materialwertes. Monatlich müssen mindestens 5 € und maximal 10 € zugezahlt werden. In Abhängigkeit von der individuellen Belastungsgrenze kann sich der Patient ggf. (auch schon im Voraus) von den Zuzahlungen befreien lassen. Die Belastungsgrenze liegt bei nicht chronischen Erkrankungen bei max. 2% des jährlichen Bruttoeinkommens, bei chronischen Erkrankungen bei 1%.